Prof. Dr. Rolf Oberliesen

FORSCHUNG- und ENTWICKLUNGSPROJEKTE

<<   Zurück zur Übersicht

Projektname/-kürzel: Evaluation des studienintegrierten Halbjahresprak­tikums (HP) für Lehramtsstudiengänge
didaktik.physik.uni-bremen.de/schwedes/projekte/halbjahrespraktikum.htm
Projektleitung: Prof. Dr. Rolf Oberliesen, (iaab, Uni Bremen)
Prof. Dr. Hannelore Schwedes, Uni Bremen
Projektmitarbeiter: Dr. Bettina Hoeltje
Thomas Ziemer
Projektpartner: Dr. Klaus Koopmann, (2/99-03/01)
Burkhard Sachse, (2/99-03/01)
Gefördert durch: Universität Bremen
Förderzeitraum: 4/2000 – 10/2003

Forschungsziele / Forschungsaufgaben

Das Entwicklungs- und Begleitforschungsprojekt steht im Kontext mit dem im Land Bre­men mit der neuen Lehrerprüfungsordnung eingeführten Halbjahrespraktikum (LPO 1999, §16). Dieses Praktikum ist nach den Ordnungsmitteln für alle Studieren­den der Lehrämter nach der Zwischenprüfung vorgeschrieben. Es findet erstmals in der Zeit von 10/01- 03/02 statt (erwartete Anzahl von Studierenden ca. 500). Da die beteiligten Lehrenden und Institutionen (Schulen, Universität, LIS) damit vor völlig neue Aufgabe gestellt sind, wurde in einem Jahr vorher eine Piloterprobung mit in­teressierten Studierenden, Lehrenden und Schulen durchgeführt und evaluiert. Die Ergebnisse dieser Vorerprobung standen anschließend für die Gestaltung der Rah­men­bedingungen der ersten Einführungsphase des Halbjahrespraktikums zur Ver­fügung. Gleichzeitig sollte auf der bisherigen Erfahrungsbasis (Pilotversuch) mit den ersten Regeldurchführungen eine wissenschaftlich begleitete Evaluation konzipiert werden.

Die Piloterprobung zielt auf die Entwicklung und Erprobung eines modularen (inte­grier­­­­ten) Stufen­ausbildungskonzepts für die Ausbildung der LehrerInnen (zunächst der Sekundar­stufe I) mit dem Zentrum Halbjahrespraktikum in der Hauptphase des Studiums. Im Einzelnen geht es in der Perspektive der Reform der wissenschaftli­chen Lehrerausbildung insbe­sondere um

  • die Entwicklung und Erprobungeines entsprechenden inhaltlichen und organisatorischen Modells für ein Theo­rie und Praxis verbindendes Ausbil­dungskonzept, das eine Ausbildung für einen Lernorteverbund mit den diesen repräsentierenden verschiedenen Institutionen und Einrichtungen (Universität / Schule) sicherstellt und entspre­chende (qualitätssichernde) Rahmenbedin­gun­gen für eine flächendeckende Einführung beschreibt. Darin eingeschlossen ist auch die inhaltliche Gestaltung und Evaluation eines entsprechenden Lehran­gebots,
  • die Entwicklung und Erprobung von hochschuldidaktischen Modellen von auf Selbststeue­rung und zukünftige berufliche Praxis abhebende wissen­schaftlich orientierte Ausbildungskon­zeption,
  • Evaluierung sowohl des studienintegrierten Ausbildungskonzepts (mit dem Halbjah­respraktikum als theoretischen und praxisorientierten Bezugspunkt) als auch des Orga­nisationskonzeptes (bzw. der Organisationsalternativen) und insbesondere der hierfür geltenden Rahmenbedingungen.

Im Einzelnen sind damit folgende erkenntnisleitende Fragestellungen zentral:

  • Qualifizierung der AusbildungslehrerInnen (PraxislehrerInnen, MentorInnen);
  • Kooperationserfahrungen und -formen und Modelle der beteiligten Ein­richtungen und Institute;
  • Organisatorische und inhaltliche Rahmenbedingungen für hochschuldidak­tische Innovationen (z. B. pädagogische Werkstätten, Traininglabore, u. a.);
  • Profile der Praxiserfahrungen der Studierenden;
  • Praktikumserfahrungen und individuelle Studienplanung;
  • Personelle und organisatorische Rahmenbedingungen für eine flächendeckende Einführung des Halbjahrespraktikums (z. B. auch Belastungen / Entlastungen der beteiligten Einrichtungen und Schulen).

Verortung des Projekts in der Forschung und Entwicklung

Die Professionalisierung der Lehrerarbeit ist in den letzten Jahren zu­nehmend Ge­gen­stand politischer Auseinandersetzungen und Kontroversen geworden, aber auch wissenschaftlicher Untersuchungen theoretischer wie empirischer Art. Ein Konsens ist in dieser Debatte längst nicht abzusehen, wohl aber eine Übereinstimmung darin, dass ein dringender Handlungsbedarf für Reformen besteht. Die Reformbemühun­gen der 70er Jahre haben zwar für die gesamte Lehrerbil­dung den Anschluss an das Wissenschaftssystem gebracht, aber zugleich eine zunehmende Ent­fernung zur Be­rufspraxis, insbesondere zur schulischen Praxis. Eine Reform der Ausbildung muss sich heute insbesondere der Frage stellen, wie Praxis und Wissenschaft aufeinander zuge­führt werden, wie wissenschaftliches Wissen bezogen auf Berufspraxis, nicht zuletzt auch unter den veränderten Ansprüchen an Schule und Unterricht, angeeignet und in der Berufsausübung fortentwickelt werden kann. In einer Reihe von Bundesländern wurden daher Modelle der Lehrerbil­dung diskutiert, die eine zentrale Praxiseinheit, ein Halbjahrespraktikum als wichtiges Reformmoment vorsehen, so zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen (1996), Hessen (1997) und Niedersachsen (1999). Die spezi­fischen Durchführungsbedingungen der mit der verpflichtenden Einführung des Halb­jahrespraktikums in Bremen, dessen Anforderungen an die Studierenden sowie die Studienziele sind allerdings bislang völlig offen.

Das Forschungsprojekt versucht auch Lösungsansätze zu entwickeln, die die bisherigen Fä­chergrenzen der Ausbildungskonzeptionen partiell überschreiten. Es ist davon aus­ge­gangen, dass die Fächeran­sprüche auf die pädagogischen und didaktischen Fel­der in ihrer Gesamtheit hin zu orientieren sind. Dabei kommt der erzie­hungswissen­schaftli­chen Grundlegung als gemeinsamem Bezugssystem für zukünftiges be­rufli­ches Handeln eine zentrale Bedeutung zu. Ziele und Inhalte des erziehungswissen­schaft­li­chen und fachdidaktischen Studiums werden zukünftig enger auf die Berufs­probleme des Arbeits­feldes Schule / Unterricht bezogen sein müssen. Eine Neu­orientierung der Lehrerausbildung muss hierzu einen Beitrag leisten, was mit diesem Forschungsprojekt in besonderer Weise intendiert ist, wenn auch Inhalte und erfor­der­liche Formen noch völlig offen sind.

Forschungsmethoden

Das Forschungsprojekt umfasst in der Phase I (Pilotphase) die Entwicklung und Erprobung der Implementation des Halbjahrespraktikums in Studium und Lehre, während in der Phase II (Regelphase) insbesondere Evaluationsfragen im Mittel­punkt stehen und damit auch entsprechende Forschungsinstrumente und -strategien zur Anwendung gelangen. In der ersten Phase übernehmen die Forschenden die Rolle der Prozessbegleitung im Sinne von Handlungsforschung (einschließlich einer teilnehmenden Beobachtung), während in der Phase II ausschließlich Fragen der formativen und summativen Evaluation im Zentrum stehen. In der Pilotphase wurden alle Beteiligten während des gesamten Entwicklungsprozesses immer wieder mit den empirisch gesicherten Daten konfrontiert und gemeinsam Veränderungen im Sinne der Zielerreichung entwickelt.

Das Forschungsprojekte bezieht sich während der Pilot- als auch für der Hauptphase auf unterschiedliche Dimensionen:
Örtlich: Universität: Lehre, Verwaltung; Schule: Unterricht, Schulleben, Stadtteil der Schule etc.
Personell: Studierende, schulische MentorInnen, SchulleiterInnen, in der Schulver­wal­tung Beschäftigte, HochschullehrerInnen, in der Hochschulverwaltung Beschäftig­ten, mit der Evaluation Beauftragte.
Inhaltlich-konzeptionell:
  • die explizit definierten Inhalte und Methoden der das HP vorbereitenden und begleitenden Lehrveranstaltungen,
  • die bei Studierenden, schulischen MentorInnen, und HochschuldozentInnen vorhandenen Konzepte von Funktion und Aufgabe des HP, von Kritik am HP, vom Lernprozess im HP, von der angestrebten Lehrerrolle, von den SchülerIn­nen, von gutem Unterricht etc.,
  • Hoffnungen, Befürchtungen und Wünsche in Bezug auf das HP bei den Stu­die­renden,
  • Hoffnungen, Befürchtungen und Wünsche in Bezug auf das HP bei den Men­torInnen,
  • die mehr oder weniger explizit formulierten Inhalte und Methoden der Anlei­tung der Studierenden durch die MentorInnen etc.,
  • die konzeptionell-inhaltliche Ausrichtung der Schule (Schulprofil etc.).

Hierzu wurden und werden bezogen auf die beteiligten Personengruppen folgende qualitative und quantitative Untersuchungsverfahren eingesetzt:

Studierende: Fragebogenerhebung, Interviews, Auswertung der Praktikumsberichte; Schule: Fragebogenerhebung bei den schulischen MentorInnen, Interviews der Schul­­leitungen und der beteiligten HochschullehrerInnen.

Darüber hinaus wurden ausgewählte Begleitveranstaltungen (Pilotphase) dokumen­tiert, analysiert und in die Gesamtauswertung mit einbezogen.

Arbeitsplan / Arbeitsschritte

Phase I 1/00 - 7/01 (Pilotphase)
  • Planung des Pilotversuchs, Planung eines studienintegrierenden Veranstal­tungs­verbundes (4 HochschullehrerInnen + 2 WIMI) für 15 Studierende. Ge­winnung der Studierendengruppen (Studienberatung); Erstellung des Evalua­tionskonzeptes, Beginn der Evaluationstätigkeit: Vorerhebungen, Ausgangs­zu­­stand, Motivationslagen, Dokumentationstätigkeiten, Beginn der Prozess­evaluation
  • Durchführung und Begleitung einer modulübergreifenden Vorbereitungsver­anstal­tung: Theorie und Praxis der Schule (Einführung in das Halbjahresprak­tikum 2 SWS) sowie zwei wählbarer fachdidaktisch und inhaltlich orientierter Studienmodule (praktikumsstandortbezogen, Fächerangebot: Arbeitslehre, Geschichte, Politik, Biologie, Physik, Chemie, (4 SWS pro Modul) im SS2000.
  • Durchführung und Begleitung einer modulübergreifenden Veranstal­tung: Schulalltag und Berufspraxis in der Reflexion (Begleitung während des Halbjahrespraktikums) sowie zwei fachdidaktisch orientierter Studienmodule (praktikumsstandortbezogen, Fächerangebot: Arbeitslehre, Geschichte, Poli­tik, Biologie, Physik, Chemie, (4 SWS pro Modul) im WS 2000/2001 unter Be­teiligung der MentorInnen der Praktikums­schulen.
  • Durchführung und Begleitung einer modulübergreifenden Auswertung des Halb­jahrespraktikums - Kompaktveranstaltung (30 Std.), Studienberatung bzw. Studien­planungen für das Hauptstudium.
Phase II 8/01 – 10/03
  • Auswertung der Erhebungen der Pilotphase (Befragungen, Praktikums­tage­bücher, u .a), Diskussion der ersten Ergebnisse mit allen Beteiligten, universi­tätsinterne Diskussion.
  • Planung der Evaluation der Hauptphase A/B. Entwicklung der Instrumente der Datenerhebungen der Hauptphase, Beginn der Datenerhebungen Hauptphase A (beginnend bereits 4/01).
  • Erstellen und Veröffentlichen des Zwischenberichtes (Pilotphase) mit ersten Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Halbjahrespraktikums und der Sicherung der Rahmenbedingungen.
  • Datenerhebungen Hauptphase B (beginnende 4/02), Zwischenbericht über die Hauptphase A, Auswertung der Ergebnisse der Hauptphase A/B (Summative Evaluation) und Veröffentlichung der Ergebnisse vor einem Expertenforum, Austausch mit Forschergruppen in anderen Bundesländern.
  • Entwicklung von Empfehlungen zur Revision und Weiterentwicklung des Halbjahrespraktikums für alle Lehramtsstudiengänge im Land Bremen.
Ergebnisse

Erste Ergebnisse der Pilotphase wurden als vorläufiger Zwischenbericht in verschiedenen Universitätsgremien, im Ausbildungsausschuss des Landes Bremen sowie auf Schulleiterkonferenzen und MentorInnenkonferenzen sowie überregionalen Fachtagungen vorgetragen.

Veröffentlichungen

Hoeltje, Bettina / Oberliesen, Rolf / Schwedes, Hannelore / Ziemer, Thomas (Hrg.):
Evaluation des Halbjahrespraktikums der Lehrerbildung der Universität Bremen. Explorative Studie zur Pilotphase - Befunde, Problemfelder und Empfehlungen. Bremen 2002.

Koopmann, Klaus / Oberliesen, Rolf / Sachse, Burkhard: Arbeitsorientierte Bildung als Anspruch einer reformierten LehrerInnenausbildung Sekundarstufe I: Pilotprojekt Studien­integriertes Halbjahrspraktikum im Land Bremen, In: Schudy, J.: (Hrg.) Arbeitslehre 2001, Bilanzen – Initiativen – Perspektiven, Baltmannsweiler 2001.

<<   Zurück   nach oben
  Info |  Arbeitsgebiete 123 |  Forschung |  Kooperationen 123456 |  Publikationen 123 |  Vita |  Lehre |  Kontakt